Hilfe – GMX hat mich gesperrt
Mich erreichte heute ein Hilferuf von einem Kunden mitsamt Screenshots. Er wollte seine Mails ganz normal über gmx.net öffnen und scheiterte beim Login.
GMX meldete: „Login vorübergehend nicht möglich. Das Einloggen unter Ihrer aktuellen IP-Adresse 13.107.246.45 ist derzeit nicht möglich.“ […] „Ihre IP-Adresse wurde vorübergehend gesperrt, da diese unsere Webseite ungewöhnlich oft abgerufen hat.“
Die echte IP-Adresse habe ich hier im Blogbeitrag natürlich aus Datenschutzgründen entfernt.
Was nun? Hat mein Kunde tonnenweise Spam verschickt? Wurde der Laptop gehackt? Oder hängt ein Fremder im privaten WLAN drin?
Der Teufel steckt im Detail
Der Einfachheit halber nennen wir meinen Kunden mal „Erik“.
Erik hat bereits folgende Sachen ausprobiert:
Notebook neustarten
Router neustarten
Firefox statt Google Chrome benutzen
Leider hat nichts davon geklappt.
Auf die Rückfrage hin welchen Internetanbieter er verwendet kam: Vodafone über Kabel (also Koaxialkabel als umgangssprachlich Fernsehkabel). Sehr gut, ich habe bereits einen ersten Verdacht. Jetzt braucht es noch Beweise. Also bitte ich Erik mal seine IP-Adresse über „wieistmeineip.de“ auszulesen. Diese ist „13.107.246.45“.
Jetzt bitte am Smartphone einen mobilen Hotspot erstellen und den Laptop an den mobilen Hotspot verbinden. Die Verbindung zum heimischen WLAN ist durch das Verbinden zum anderen WLAN getrennt.
Der Login bei GMX schlägt immer noch fehl. Seltsam. Ich lasse Erik die IP-Adresse erneut auslesen. Immer noch „13.107.246.45“. Vermutlich ist beim Smartphone noch WLAN eingeschaltet, sodass das Smartphone das heimische WLAN-Signal empfängt und dann unter dem Namen des mobilen Hotspots einfach weitergibt. Siehe da – Genau das wars.
Jetzt passt auch die IP-Adresse, statt beginn mit 13. nun mit 80. und das liegt im Netz der deutschen Telekom. Siehe da – Der Login bei GMX funktioniert auch wieder.
Was ist die Ursache?
Nachdem wir festgestellt haben, dass der Aufruf bei GMX über eine andere Internetverbindung funktioniert habe ich folgenden Verdacht sowie auch Erfahrung:
Der Kabelanschluss ist ein Privatkundenanschluss. Die oben genannte IP-Adresse wird aber nicht mehr einem Kunden alleine zur Verfügung gestellt, sondern einer Vielzahl zum Beispiel 250 Kunden.
Der Anbieter löst es dann intern, sodass 250 Internetanschlüsse trotzdem über die gleiche IP-Adresse kommunizieren können. Deine Geräte daheim nutzen zum Beispiel auch alle die gleiche IP-Adresse zur Kommunikation zum Internet. Diese IP-Adresse wird dir vom Internetanbieter zugewiesen.
Das liegt daran, dass die Menge an IP-Adressen, sogenannte IPv4 Adressen, nur sehr begrenzt sind. Wenn jetzt einer von diesen 250 Internetanschlüssen mit den Leuten dahinter Blödsinn macht, dann sperrt GMX natürlich die gesamte IP-Adresse. Alle anderen können dann nicht mehr für eine Weile auf ihre GMX-Postfächer zugreifen.
Was kann ich jetzt tun um das langfristig zu lösen?
- Kurzfristig ausweichen auf die mobilen Datenverbindung deines Smartphones.
Wie in dem Beispiel oben kannst du deine mobilen Datenverbindung nicht nur an deinem Smartphone nutzen. Jedes moderne Smartphone kann als „Mobiler Hotspot“ agieren, sodass dein Smartphone ein WLAN-Signal sendet und deine anderen Geräte sich damit verbinden können. Dein Smartphone fungiert dann als Router. Beachte dabei nur, dass das Smartphone dabei heiß werden kann und je Tarif du nur eine begrenzte Menge an Datenvolumen hast. Besonders Videos durch YouTube, Netflix oder TikTok fressen dein mobiles Datenvolumen auf. Bist du länger darauf angewiesen meide alle Plattformen mit vielen Videoinhalten.
Ist dieses Volumen aufgebraucht wird deine Verbindung auf ein Minimum gedrosselt und selbst eine einfache Whatsappnachricht funktioniert dann nicht mehr. Dein Mobilfunkanbieter läd dich dann dazu ein kostenpflichtig weiteres Datenvolumen nachzubuchen. - Deinen Router länger als 30 Minuten stromlos lassen.
Soweit ich mich an die Gespräche mit Unitymedia und Vodafone erinnere gibt es eine magische Grenze von 30 Minuten. Wenn dein Router länger als 30 Minuten nicht mehr am Internet hängt, dann wird dir beim nächsten Einschalten eine andere IP-Adresse zugewiesen. - Upgrade auf deine eigene private IPv4 Adresse.
Solltest du diese Fehlermeldung öfters haben oder nutzt du den Internetanschluss gewerblich, dann lohnt sich eine eigene IPv4 Adresse. Dieses kostet ca. 5 Euro mehr im Monat.
Aber mein Problem ist immer noch nicht gelöst!
Sollte trotz dieser Anleitung die Fehlermeldung weiterhin auftreten oder du hast sogar bereits eine feste IP-Adresse, dann ist vermutlich eine andere Ursache verantwortlich:
- Dein Gerät ist tatsächlich von Schadsoftware, genannt Malware, befallen und jemand hat deinen GMX-Account dazu verwendet um Spam zu versenden. GMX erkennt, dass ungewöhnlich viele Mails über deinen Account gesendet worden sind und sperrt daher deinen Account. Bevor du den GMX Support für die Freischaltung deines Accounts kontaktieren kannst musst du vorher sicherstellen, dass keine Malware sich auf deinem Gerät befindet. Scanne hier zu dein Gerät mit einem Virenschutzprogramm oder lasse die kostenlose Version von „Malwarebytes Anti-Malware“ drüber laufen. Nachdem du sichergestellt hast, dass dein Gerät sauber ist kontaktiere den GMX Support und bitte um eine Freischaltung deines Accounts. Erkläre in dieser Mail, dass dein Gerät infiziert war.
- Hast du tatsächlich zu viele Mails über deinen Account verschickt, weil du beispielsweise Vorstand in deinem Angelverein bist und alle 300 Mitglieder informieren wolltest, dann ist GMX nicht die richtige Plattform dafür. Nutze für solche Zwecke einen professionellen Mailanbieter, einen spezialisierten Newsletterversanddienst oder melde dich bei uns.
/MKÖ